Jumbo
(geschlossen!)
Es braucht schon eine Spur Übermut, um in direkter Nachbarschaft zu
mehreren asiatischen Restaurants, auch dem
Ni Hao, ein weiteres mit
kantonesischen Spezialitäten zu eröffnen.
Betritt man das Jumbo, wird man sofort mit Hallo und Speisekartenmappe
vom Kellner in Empfang genommen, als hege er ernstlich die Befürchtung,
man könnte sich den Besuch noch anders überlegen. Die schlichte
Einrichtung samt Kachelboden wirkt ein wenig kühl, an den Wänden hängen
statt chinesischer Kitschgemälde ein paar flache Bildschirme mit
wechselnden Präsentationen der angebotenen Speisen. Dazu hintergründige
Berieselung durch Pianogeklimper der Marke 'Ballade pour Adeline' und
'Music Box Dancer'.
Wir wollten uns erstmals in unserem Leben ausführlich den Dim Sum
(kleine gefüllte Teigtaschen) widmen, wir kannten sie bislang nur in
todlangweiliger Qualität vom Billig-Asiaten um die Ecke und als
grandiose Aromabombe von Kevin Fehling im
The Table.
Im November 2017 also einmal 'All-you-can-eat' aus 35 Sorten, Normalpreis 29,50 pro
Person - wir hatten uns zuvor einen Groupon-Gutschein (28,- € für zwei)
geschossen.
Unsere verschiedenen Dim Sum kamen nicht en bloc auf den Tisch, sondern
wurden nacheinander geordert, indem man die Nummern wie 'D14' auf einen
kleinen Block schrieb und dem ausgesprochen freundlichen Kellner mitgab.
Die kleinen Köstlichkeiten wurden dann in der offenen Küche frisch
zubereitet, entweder gedämpft vorne an der Theke oder weiter hinten
frittiert.
Als Weinbegleitung wählten wir einen sehr leichten 'Sangre de Toro' aus
Katalonien für 18,- Euro die Flasche, ein anderer Roter stand nicht zur
Auswahl.
D23 - Gedämpfte Hefeteigbrötchen, gefüllt
mit Hühnerfleisch
Die Dim Sum kamen extrem heiß auf den Tisch, wenn auch nicht in der
bestellten Reihenfolge. Sehr gut gefielen uns die frittierten
Teigtaschen, die Scampi pur in saftigster Frischequalität enthielten. Dagegen empfanden wir die
Füllungen aus einem Scampi-Schweinefleisch-Mix als uninspiriert und
weniger gelungen. Insgesamt sollte man zurückhaltende Aromen schätzen,
denn Manches bekam nur durch ordentlich Sambal Oelek etwas Pfiff.
D3 - Frittierte Nudelteigtaschen mit
Shrimps (und Mayo)
Zu den leicht gummiartigen Rindfleischbällchen reichte uns der Kellner
nach eigenen Worten Essig, der unbedingt drübergekippt werden müsse - es
handelte sich allerdings um Lea&Perrins Worcestersauce:
Insgesamt gefielen uns die gedämpften Dim Sum deutlich besser als die
frittierten, denn letztere kamen - besonders zum Ende hin - arg
fetttriefend auf den Teller.
D30 - Gedämpfte Reisteigpaste mit Lauch
D1 - Gedämpfte Reisteigtaschen mit
Shrimps und Schnittlauch
D33 - Gefüllte Tofublättertaschen mit
Gemüse
Sehr gut gefallen hat uns der mächtige und süße, aber nicht zu zuckrige
Nachtisch in Form von 'Sesamkroketten, gefüllt mit Lotuskernpaste':
Schnell wurde deutlich, was all-you-can-eat in diesem Fall bedeutet:
Trotz Verzichts auf eine Mittagsmahlzeit schafften wir beide abends von
den 35 angebotenen Möglichkeiten mit äußerster Mühe gerade einmal neun!
Der leicht süße Reisteig ist schon extrem sättigend.
Ein interessantes Erlebnis, das wir aber wohl eher nicht wiederholen
werden - vielleicht muss man dafür eingefleischter Dim Sum-Fan sein.
Beim nächsten Besuch werden wir lieber 'Geschmorte Schweinefüße mit
Teriyaki Sause', also Eisbein, versuchen. Befreundete Gourmets, die vor
ein paar Wochen dort waren, befanden allerdings "das Essen und der
Service waren O.K., allerdings brauchen die dringend baldmöglichst
Wärmeplatten und auch vorgeheizte Teller, die Speisen kamen schon fast
lauwarm auf den Tisch und waren natürlich dadurch ruck-zuck ziemlich
kalt."
Jumbo Chinarestaurant
Wandsbeker Marktstr. 157
22041 Hamburg
geschlossen!