PURS

Wie schon in meiner Kritik zum Restaurant Yoso in Andernach erwähnt, hat das Ehepaar Sarah Henke und Christian Eckhardt insgesamt mit ihren beiden Restaurants Yoso und Purs 3 Michelinsterne errungen. Sie zählen damit weltweit zu den wenigen Ehepaaren, denen es vergönnt ist, jeweils ein besterntes Restaurant zu führen - und das noch in derselben Stadt. Es sei beiden dieser Vorteil von Herzen gegönnt und möge es noch lange so bleiben, dass das 30.000 Einwohner-Städtchen Andernach innerhalb seiner mittelalterlichen Wehrmauern diese beiden guten Köche behält.


Und nun zum doppelsternigen Purs, in welchem wir einen ausgezeichneten Abend verbrachten und auch die Möglichkeit hatten, am Ende mit Herrn Eckhardt ein bisschen zu plauschen.
Das sommerliche Wetter ließ es zu, dass wir die Amuse gueules im Innenhof an einer langen Holztafel einnehmen konnten und erst zum 1. Gang ins Innere gingen. Bevor es also mit einem 6gängigen Menü für 180 Euro losging, bekamen wir draußen bei lauschigem Lüftchen diverse kleine Köstlichkeiten wie gefüllten Hanftaco, Hummer mit Melonen und geeistem Fetakäse, geräucherten Schweinebauch. Im Gastraum wurden dann noch zusätzlich auf den Tisch gebracht Holzmakrele mit Quinoasalat und zweierlei Bete und neben wohlschmeckendem Sauerteigbrot sog. Laugenschneckchen, aufgeschäumte Salzbutter, sowie ein hübsch verziertes Schälchen, unter dessen Verzierung sich eine Sauerampfercreme befand, die Ihresgleichen sucht. Feinste Creme mit deutlich frischem Sauerampfergeschmack quasi unter der Tarnkappe von Borretschblüte und Möhrenfädchen versteckt.


Enten-Leber (Brombeere, Haselnuss, Plunderteig) Der 1. Gang war optisch ein echtes Highlight, denn die Entenleber war als Rolle drapiert und mit einem Hauch Brombeerfilm umgeben, wodurch die intensive ungewöhnlich lila Farbe entstand. Der Gang selbst war zwar wunderbar brombeerig , jedoch leider etwas süsslastig, was der feinen Entenleber nicht gut tat, denn sie verschwand geschmacklich dahinter.


Seeteufel (grüne Papaya, Zitronengras, Burrata, weißer Sesam).
Dieser, von seinen Zutaten her sehr an das Yoso erinnernde 2. Gang, punktete mit seiner Aromenzusammenstellung. Die Sesamcreme und die Zitronengrassauce sowie die Haut vom Seeteufel ergaben mit dem gekräuselten Fisch eine gelungene Komposition.

 


Kabeljau (Blumenkohl, Honig, Mandel Sobrasada)
So erging es uns geschmacklich ebenfalls mit dem Kabeljaugang Nummer 3, saftig-aromatischer Fisch, ruhend auf einer kernigen Blumenkohlschicht, würzig verfeinert mit winzigen Sobrasadastücken und gekrönt von einer knusprigen Honigwabe; vermutlich aus Teig, dem Mandel beigemischt war; eine gelungene Verbindung all dieser Bestandteile.


Kaisergranat (Kalbszunge, Wirsing, Walnuss) Der vierte Gang bestand aus einem sehr frischen Kaisergranatstück, Wirsingkohl, der so aufbereitet war, dass er voller Würze steckte und leider einer Scheibe Kalbszunge, die ein wenig zu salzig wirkte, wenn auch hier die Meinungen dazu etwas auseinander gingen. Trotzdem ein gelungener 4. Gang.


Reh (Mohn, Kumquat, Chinakohl, Korinthen)
In allerbester Erinnerung dürfte der grandios abgeschmeckte 5. Gang mit dem zartesten Rehfleisch, das mir je untergekommen ist, sein. Die Idee, Mohn, Kumquat und Korinthen zu kombinieren, war genial, weil das Ganze dadurch ein hochinteressantes Gericht wurde und nochmals, wie schon in den anderen Gängen, unter Beweis gestellt wurde, dass auch zunächst nicht passend wirkende Zutaten durchaus in der Lage sind, ideale Aromenverbindungen einzugehen.


Vor dem letzten Gang gab es noch zwei Pre-Desserts, nämlich einmal das Zweierlei vom grünen Apfel, ein intensiv apfeliges Sorbet und darunter liegend ein aus winzigen Apfelstückchen bestehender Apfelkompott. Beides sehr gelungen.


Als besonders erfrischendes weiteres Pre-Dessert gab es Palmherzen-Sorbet mit Obstsalat und damit wieder eine Komposition der besonderen Art.

Kräutergarten (Erdbeeren, Anis, weisse Schokolade)
Das optisch mit einem sehr ansprechendem Dekorationsteil versehene Dessert wurde vom Küchenchef persönlich und seiner Mannschaft mit noch einer Portion intensiv nach Walderdbeeren-Granité versehen, was dem hübschen Gebilde zwar den raschen Garaus machte, aber der Walderdbeerengeschmack entschädigte dafür.


Der sog. Kräutergarten, auf dem das Gebilde ruhte, wies stark marzipanige Noten auf.
Nach diesem Dessert wurde noch ein Dessertteller mit einer kleinen Kartoffel, die sehr salzig daherkam, gereicht, und einer geschmacklich schwierig einzuordnenden kleinen Rübe, sowie einer roten Kugel, die wiederum genial nach Roter Bete in Pralinenform daher kam und eindeutig das beste Stück auf dieser Dessertschale darstellte.


Das nach dem Essen mit Herrn Eckhardt geführte kurze Gespräch ergab, dass er sich des öfteren, sobald er asiatische Zutaten verwendet, fragen lassen muss, ob diese Kombination ein Tipp seiner Frau gewesen sei. Dass man ihm solcherlei Kombinationen nicht zutrauen mag, amüsiere ihn.
Ein wirklich gelungener Abend mit einem völlig zurecht mit zwei Michelinsternen ausgestattetem vollendeten Gastgeber.

Genussanwältin
 

 

Purs
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