Yoso

 

Das am Rhein gelegene, bevölkerungsmässig relativ kleine Andernach, übrigens mit eindrucksvollem mittelalterlichen Stadttoren und -mauern, leistet sich insgesamt drei Michelinsterne, nämlich das von Christian Eckhardt geführte Purs mit 2 Sternen und das von seiner Ehefrau Sarah Henke geführte Yoso mit einem Stern.
Wir besuchten beide Restaurants und begannen mit, Ladies first, Yoso, das schlagwortartig, so in den Internetinfos zu lesen, sich hauptsächlich mit asiatischem streetfood beschäftigt. Diese Umschreibung halte ich jedoch für arg verkürzt, denn sie wird der raffiniert und ausgefeilt gewürzten Küche Sarah Henkes keinesfalls gerecht, versteht man doch unter streetfood eher schlichte, schmackhafte Gerichte.

Das, was wir geboten bekamen, war aber extrem fein austarierte Aromenküche in hoch ansprechender optischer Form und es wäre schlichtweg unfair, Sarah Henkes asiatische Küche mit der Streetfoodküche vergleichen zu wollen.


Wir wählten das 6gängige Menü mit Weinbegleitung,, das mit vier beeindruckenden Amuse gueules begann, die perfekt auf das Menü einstimmten. Thema der Amuse gueules waren die vier Elemente, beginnend mit dem Wasser und einem Lachs-Ceviche, das sich überraschend ausgewogen in seiner Säure hervortat. Es folgte Erde in Form einer Entenpraline, ein kleiner Ball gegarte Wucht Entenfleisch, umgeben von einer knusprigen Teighülle. Darunter feinste Mangocreme. Das Element Feuer verkörperte ein saftiger, aromenstarker Schweinebauch mit leichter Schärfe und das Element Luft bot sich in Form eines guten Schlucks kräftig nach Curry und sanft nach Kokos schmeckenden Suppenschlucks dar. Alles perfekt abgeschmeckt.

 

Zum 1. Gang wurde ein weißer Omina Romana aus dem Jahr 2014 angeboten, der zunächst etwas sperrig wirkte, sich allerdings an das Gericht gut anschmiegte. Der 1. Gang aus mit Sesamöl durchsetztem Rindertatar, Misosauce und Eigelb war, wie alle Gänge bis auf das Dessert, von angenehmer Schärfe, mancher könnte es zu scharf finden.


Sämtliche Gänge zeichneten sich durch wunderbar aromatische Würze aus, mit immer noch deutlich erkennbaren Aromenschwerpunkten und ausgeklügelten Kombinationen.
Bis auf das Presa BBQ mit Kimchi , welches eine Spur enttäuschend war, war jeder Gang eine optische, aber noch viel mehr eine kulinarische Köstlichkeit und weder ich, noch die drei weiteren Personen, mit denen ich den Abend verbrachte, hätten sich entscheiden können, welcher Gang ihr persönlicher Favorit gewesen ist, so gleichbleibend hohem Niveau befanden sich die einzelnen Gerichte.
Im einzelnen folgten als 2. Gang Jakobsmuscheln gebraten sowie als Tatar mit einer Krustentiersauce, die intensiver nicht hätte ausfallen können, lange nicht mehr so eine schmackhafte kräftige Sauce dieser Art gegessen (mein Tischnachbar fand sie allerdings etwas zu salzig).

 
Der 3. Gang war ein saftiger auf den Punkt gegarter Kabeljau, der geschmacklich seines Gleichen suchen müsste, so könnte ich Kabeljau fast täglich verzehren.


Als 4. Gang ein Presa BBQ, das allerdings nicht so ganz überzeugte und eine Spur zarter hätte sein können und leider enttäuschte das Kimchi deswegen, weil ihm die kernige Würze und vor allen Dingen Schärfe fehlte, wobei dies Kritik auf ziemlich hohem Niveau darstellt.


Weiter ging es mit einem ebenfalls saftigem Stück vom Perlhuhn und einer beeindruckenden Kombination aus Sellerie mit
Ananasboden. Zu diesem Gang wäre ein Weißwein vielleicht noch eine Spur perfekter gewesen als der kalifornische Pinot Noir, der dieses Gericht begleitete.

Aber wie schon gesagt, ist das eher Kritik, die nach dem Haar in der Suppe sucht.


Es gab ein Pre-Dessert, eine Variation von der Banane, welches erfrischen und intensiv fruchtig in seinen Aromen war und einen gelungenen Auftakt zum eigentlichen Dessert darstellte. Begleitet mit bestem Süsswein von Oliver Zeter (Neustadt Weinstraße, einem Chenin blanc aus 2018), in hervorragend austariertem Süß-Säure-Verhältnis kam ein weiteres Highlight zum Schluss an den Tisch,nämlich ein Yuzu-Sorbet mit wuchtigem Fruchtaroma und feiner Säure plus einem Riegel in samtiger Konsistenz und feinfruchtigem Geschmack, der so gar nicht, trotz seines Namens „Yoso Snicker“, an die plump karamellisierte Schokoladen-Süßigkeit erinnerte, sondern dagegen vornehm wirkte.
Insgesamt bot dieses Menü in seiner beeindruckenden Aromenbalance einen höchst angenehmen Abend, wozu der Service ebenfalls deutliche Anteile beisteuerte.


 

Die Weine:
Zur Jakobsmuschel: Rings Chardonnay 2017er aus Freinsheim

Zum Kabeljau: Linda Vista Vineyard Chardonnay aus dem Napa Valley, ein angenehmer leichter Begleiter.

Zum Presa BBQ: Der aus Kalifornien stammende Murph Goody Zinfandel, der mir anfänglich sogar leicht süßlich erschien, verlor leider seine Ausdrucksstärke im Zusammenhang mit dem 4. Gang.
 

Genussanwältin

 

YOSO
Schafbachstraße 14
56626 Andernach
Telefon: 02632 499 86 43

 

 

 
 
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