Zur Krone

 

Was passiert, wenn ein begnadeter Koch marokkanischer Herkunft und eine Neupotzerin sich ineinander verlieben? Sie verlassen Miami, wo Herr Faycal Bettioui erfolgreich tätig war, und eröffnen ein Restaurant am Rhein.

Neupotz ist nicht unbedingt ein Städtchen, das besonders touristisch attraktiv ist, eher fährt man durch den Ort, um an die Rheinfähre zu gelangen, aber wenn sich dort ein Sterne-Restaurant etabliert, dann ist es schon einen Aufenthalt wert. Man muss ja nicht gleich über Nacht bleiben.
Es gab ein Menü von 9 Gängen für 120 Euro , ergänzbar um einen Käsegang für 12 Euro, eine höchst aufmerksame und rührige Gastgeberin, und eine sympathische junge Sommeliere, die sich alle Mühe gab, den Weingeschmack ihrer Gäste herauszufiltern und mit dem richtigen Wein zu beglücken. Das gelang ihr durchaus.
Also Ameuse geuleues erhielten wir ein knuspriges Schälchen mit Tatar vom Thunfisch mit einem Tupfer Avocadocreme drauf und eine vollmundige kleine Kugel aus Pfannkuchenteig, die mit Frischkäse gefüllt und mit etwas Kaviar verziert war. Zwei ansprechende Auftakte:


Es folgte eine Praline mit Foie Gras, die leider so zuckrig war, dass die Süße nicht zuließ, den Foie Gras Geschmack zu erahnen:


1. Gang Hiramasa Kingfisch, Kiwi, Gurke, Tomaten Dashi:
Sehr hübsch gestalteter Gang, irre kräftig nach Gurke schmeckende Gurke, feiner frischer Fisch in einem Sud, der besser nicht austariert sein konnte, sehr leckeres Gericht:

 

2. Gang Foie Gras, Kirsche, Brioche:
Der hübsche, mit Kirschenstücken und Kirschtupfern umsäumte Ring war fast ein bisschen viel Foie Gras, sodass die zwei knusprigen Scheiben Brioche kaum für uns reichten. Geschmacklich auf der Zunge schmelzende Foie Gras, die Kirschkontrapunkte passten ideal dazu:

 


3. Gang Brot mit gesalzener Butter:
Dies wurde uns als Extragang serviert, nicht nur das frisch gebackene Brot mndete köstlich, sondern auch die hervorragende Salzbutter.
4. Gang Kaviar, Ei, geräucherte Zwiebel, Mais:

Mit diesem Gang bin ich nicht so glücklich gewesen. Ein Amerikaner hätte ihn vermutlich sehr gelobt, aber mir war der Maisbrei, der das langsam gegarte Eigelb, die ein wenig nach Röstaromen schmeckenden Zwiebeln und den Kaviar unterfütterte, zu nichtssagend. Zwar bildete alles zusammen eine harmonische  Mischung, aber es fehlte mir ein Highlight:


5. Gang Tristan Languste, Bisque:

Dafür konnte mich dieser Gang komplett beglücken, denn zur einfach nur genial guten Languste wurde nicht nur sanfte Hollandaise, sondern auch perfekt abgeschmeckte Bisque gereicht, dazu noch ein kleiner in Kohlrabi eingebundener Langustensalat mit Gemüse dazwischen und ebenfalls schön langustigem und gemüseknackigem Geschmack. Ein Gang, der mich total überzeugte.
Übrigens stammt eine Tristan Languste von Tristan da Cunha, einer Insel zwischen Südafrika und Brasilien:


6. Gang Lieu Jaune, Erbse, Muscheln, Vin Jaune:
Auch von diesem Gang war ich begeistert. Der perfekt gegarte Fisch,  Lieu Jaune ist der Steinköhler, mit den Erbsen und der Weinsauce passte hervorragend zusammen:


7. Gang Black Angus, Sellerie, Grüner Spargel, Kalbsjus:

Faycal Bettiouis perfekte Küche setzte sich bei diesem Fleischgang fort, wie man auf dem Foto gut erkennen kann. Wieder eine kräftig- eine Sauce und leckeres Drumherum:


8. Gang Banane, weiße Schokolade, Tonka Bohne, Karamell:

Zu diesem Gang muss man sich unbedingt das Foto anschauen. Eine kleine perfekte gestylte und fast echt aussehende Banane kam an den Tisch. Sie hatte einen ausgeklügelten Karamellkern und alles schmeckte obendrein nicht brutal süß, wie es manchmal Bananen tun, sondern war einfach köstlich ausgewogen. Ein optisch gelungener Gang, der zudem geschmacklich tadellos daherkam:


9. Gang Milk and Honey, fermentierte Milch, Orangenblüte, Joghurt: Zum letzten Gang erklärte unsere Gastgeberin, dass dieser  marokkanisch inspiriert sei, weil es im Heimatland ihres Mannes üblich sei, am Ende Honig und Milch(produkte) zu servieren. Die hübsche, knusprige und nach Honig schmeckende Wabe obendrauf mundete köstlich, das Joghurtsorbet darunter ebenfalls. Aber die teils mit Erdbeercreme und Honig gefüllte Wabe aus fermentierter Milch war leider nicht so meine Geschmacksrichtung, wenngleich die Idee, die Wabe nochmals für die Unterlage und obendrein zum Füllen zu nutzen, schon eine sehr gute war. Der Gang selbst bot daher nur optisch ein wirkliches Highlight, aber geschmacklich nicht:


Leider konnten wir wegen Sättigung keinen Käsegang mehr zu uns nehmen. Wir sahen nämlich, welche gute Sortierung Frau Bettioui heranschaffte. Beim nächsten Mal werden wir versuchen, weniger vom köstlichen Brot zu essen.
Natürlich gab es, wie in der gehobenen Küche üblich, ein paar süße Sächelchen zum Abschluss, nämlich fein-zitronige Macarons sowie einen Lolli mit saftig-fruchtiger Füllung in hellem Schokoladenmantel:

Genussanwältin



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