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Restaurantkritiken für Hamburg und die
umliegenden Provinzen |
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Yuppies Cafe
So etwas wie ein mittägliches Tellergericht für 6,90 Euro scheint in
Paris vollkommen unbekannt zu sein, selbst in Studentenkneipen sind
Menüs mit mindestens zwei Gängen offenbar normal - wobei sich die Frage
stellt, wie junge Leute derlei finanzieren mögen. Sie geben sicher
weniger Geld für Autos aus als die Deutschen.
Eine Flasche 2007er Côtes du Rhône kostet 20,- Euro, serviert wird jedoch ein 2008er. Sei's drum. Als Vorspeise gibt es eine täglich wechselnde Gazpacho, die dunkelrote vom Sonntag war ausgesprochen würzig und bestach durch Frische sowie eine nicht zu verkennende Rote-Bete-Note.
Offenbar gehört Foie gras wirklich zum normalen Leben in Frankreich, auch hier gibt es eine bemerkenswerte Variante. Sie ist von der Ente, eingearbeitet sind Trockenfrüchte wie z.B. Feigen, die wiederum mit Meersalz bestreut wurden - eine ganz köstliche Kombination. Wobei ich bezweifle, dass deutsche Studenten dafür 13,- Euro hinlegen könnten oder wollten. Aber ein paar gereiftere Herrschaften saßen ja auch an den Tischen.
Ein 16 Euro teures Desaster ist der Yuppie-Burger, die Brötchen oben und unten fast verbrannt, das Fleisch ebenfalls an der Grenze, aber immerhin von sehr saftiger Spitzenqualität, kräftigem Aroma und beherzter Würzung. Dazu mittelprächtig knusprige Country-Potatoes - muss wirklich nicht sein.
Croque Monsieur ist ja eigentlich eine französische Doppeldecker-Spezialität, hier wird sie allerdings auf ungewöhnliche Weise serviert: (Zu stark) geröstete Graubrotscheiben, belegt mit gekochtem Schinken und überbacken mit Emmentalerstiften, das Ganze auf Salatblättern. Eigenartig, aber schmackhafter, als es aussieht.
Yuppies Cafe bietet kulinarische Highlights nur bei den Vorspeisen, wer aber in munterer Gesellschaft zwei Happen zu sich nehmen will, ist gut aufgehoben.
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'Young Urban
Professional People' soll sich hier treffen - nun gut,
dem ersten Anschein nach mag das so sein, jedenfalls kann sich das Lokal
über mangelnde Auslastung nicht beklagen. Die Bedienung ist
freundlich-studentisch-burschikos, unabhängig von der Nationalität der
Gäste. Allerdings wurde unsere wiederholt vorgetragene Bitte nach Wasser
zum Wein konsequent notiert und - ignoriert. Und was Streuer mit diesem
entsetzlichen, zu Puder vorgemahlenem schwarzen Pfeffer auf den Tischen
einer Gourmetstadt wie Paris zu suchen hat, wird sich mir niemals
erschließen.
Offenbar ist geröstetes Graubrot in Frankreich eine besondere Spezialität, man bekommt es meistens nur zu Foie gras, so auch hier. Angesichts der Fetthaltigkeit dieser Vorspeise sollte es auch nicht links liegen gelassen werden. Seit 2010 hat sich der Preis um 15% erhöht und liegt nun bei 15,- Euro. Dazu wurde ein köstlicher, wohltemperierter und mit 7,- Euro nicht zu teurer Sancerre serviert - eine runde Geschichte!
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