The Vegan Eagle
Eigentlich ist dies ein
Restaurant für Spotter, und damit meine ich nicht diejenigen, die beim
Wort 'vegan' meinen, dreckige Bemerkungen machen zu müssen; und für
Männer, die dringend eine nette, natürliche Frau suchen und natürlich
ist es eine Einkehr für Veganer und alle Vegetarier sowieso.
Weshalb aber dieser zur Hälfte fleischliche Name, fragt man sich, denn
immerhin erwartet man bei einer vegan kochenden Küche eher Namen wie
The Vegan Happines oder The dark side of the Carrot. In den
FAQ's wird dazu lapidar erklärt, dass auch ein Adler hier trotz des
fleischlosen Konzepts nicht verhungern würde.
Meine Assoziation war eher eine andere. Da gleich nebenan, nur ein paar
Meter entfernt, die Einflugsschneise der Flughafenlandebahn liegt, kann
man die donnernden Adler zum Teil im Fünf-Minuten-Takt erleben. Ich muss
gestehen, dass ich versucht war, jedes Mal mein Gespräch mit der
Freundin zu unterbrechen, um dieses imposante Schauspiel zu betrachten,
fast hautnah die Flugzeuge auf die Baumwipfel sinken zu sehen. Ein Platz
für Spotter, denn es gibt einen lauschigen, unkonventionell gestalteten
Garten, während im Haus selbst die Deckenverkleidung daran erinnert,
dass vor 2014 hier noch ein Chinese sein Unwesen trieb. Das Restaurant
ist nicht nur für vegane Spotter, sondern ebenfalls für diejenigen
Singles geeignet, die sich nach einer natürlichen Frau sehnen, denn der
Frauenüberschuss fiel meiner Freundin und mir deutlich auf. Bevor ich
mich en detail auf's Essen stürze, noch der kurze Hinweis, dass keine
Reservierungen angenommen werden und bar bezahlt werden muss.
Und nun geht's los:
Die Speisekarte ist witzig gestaltet, weil man die jeweiligen
Speisezettel in alte Lucky Luke Hefte geklebt hat. Gegen eventuelle
Langeweile ist also sofort die Möglichkeit gegeben, alles im Comicheft
zu lesen, was vor oder nach der Speise- und Getränkekarte steht.
Eine ausnehmend flotte und freundlich zugewandte Kellnerin brachte rasch
ein alkoholfreies Lammsbräu( 3,50 Euro) und einen ebenfalls des Alkohols
entbehrenden Creamy Mango (5,90), der tadellos fruchtigfrisch schmeckte:
Zum Auftakt bestellte ich mir einen Grilles Peach Caesar Salad (8,90
Euro), der in einer großen tiefen Schüssel an den Tisch gebracht wurde.
Neben einem exzellent cremig-sahnigen (man verzeihe mir den unveganen
Ausdruck Sahne) Dressing und fast streichholzschachtelgroßen
saftigwürzigen Croutons waren die gebratenen Pfirsichspalten der Clou.
Alles harmonierte gut und meine ewige Befürchtung, das Salatdressing
könnte zu knapp bemessen sein, erwies sich hier als völlig unbegründet.
Es war exakt genügend da, allerdings von den leckeren wunderbar reifen
Pfirsichen hätte ich gerne noch ein paar mehr vertragen können. Ein
gelungener veganer Anfang, der das Gefühl zu vermitteln mochte,
dass das Weglassen von allem, was mir in meiner Küche lieb ist, keine
Geschmacksstraftat ist.
Als Hauptgericht erhielt
meine Freundin von der Sonderkarte
(Kirschsaison) das Cherry Curry, auf ihren Wunsch hin problemlos ohne
die Haselnüsse und dafür aber mit extra Chilisortiments-Schälchen, um
dem Ganzen noch deutlich mehr Capsaicin zu verpassen:
Sie schien mir
rundum glücklich mit ihrem Essen, denn es blieb kein Fitzelchen liegen.
Ich erhielt, wie schon auf der Karte angekündigt, ein indisches Gericht
mit perfekt gegartem Basmatireis und dem Namen Rotes Scharfes Thai
Curry, bestehend aus einer fein abgestimmten leicht scharfen Soße in
die Süsskartoffeln, Litschis, Auberginen, Kirschtomaten, Erbsen,
Zwiebeln und Cashewkerne gelegt waren:
Ein für 11,90 Euro rundum
tadellos schmeckendes Gericht, das zwar keinerlei Überraschungen bot,
aber sämtliche Zutaten waren frisch und kamen mit ihrem Eigengeschmack
daher.
Klar, dass ich noch ein veganes Dessert probieren musste und meine Wahl
fiel auf das Black Forest Revolution Dessert (5,30 Euro), ein
Trifle aus geschichtetem Schokoladenbisquit, frischem Sauerkirschkompott
und einer sahnigen Vanillecreme dekoriert mit Schokosplittern. Ein
perfekt abgestimmtes Dessert, auch hier gab es nichts zu meckern:
Fazit: Das vegane Konzept geht in diesem Restaurant voll auf. Alles hat
wunderbar geschmeckt und hinterließ das wohlige Gefühl, dafür kein Tier
getötet oder belästigt zu haben. Ich war hier gewiss nicht das letzte
Mal.
Ein Beitrag der
Genussanwältin
The Vegan Eagle
Wischhöfen 4
22415 Hamburg
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