Shifudo

 

Ich weiß, es klingt verrückt und ich zähle mich wirklich nicht zu den Spökenkiekern, aber in Wandsbek gibt es eine Ecke, auf der so etwas wie ein Fluch zu liegen scheint.
Jedes Restaurant, das sich dort an der Ecke Brauhausstieg/Wandsbeker Königstraße niederlässt, scheitert nach mehr oder weniger vielen Jahren. Unerklärlich, denn die Lage ist gut, die Verkehrsanbindung auch, die Räumlichkeiten großzügig und ansprechend.


Nach, ich weiß nicht mehr, wie vielen Vorgängern unterschiedlichster Nationalität, wagt nun das Shifudo mit vietnamesischer und japanischer Küche, dieser unglückseligen Ecke wieder Restaurantleben einzuhauchen. Da mussten wir natürlich unbedingt mal hin, um es auszuprobieren.
An einem Freitagmittag war nicht viel los, aber das Konzept, so erscheint es mir, ist auch eher auf die Abendstunden ausgelegt, mit einladendem Barbereich und jeder Menge unterschiedlicher Spirituosen in den Regalen, die bestimmt nicht nur als Deko dienen sollen. Ich könnte mir also gut vorstellen, dass man an den Wochenend-Abenden einen Tisch reservieren sollte.
Neben der normalen Karte wurde uns die Mittagslunchkarte vorgelegt und wir wählten sodann aus beiden Möglichkeiten etwas aus.
Vorweg orderten wir Kokossuppe mit Hühnchenfleisch, die wie üblich, mit frisch zubereitetem Gemüse und saftigem Hühnchenscheiben serviert wurde und eindeutig in das obere Drittel all derjenigen Tom Kha Gai's einzuordnen ist, die wir jemals ausgelöffelt haben und wir haben schon viele ausgelöffelt(6,50€):


Als weitere Vorspeise und absolutes Highlight dieses Mittags, bekamen wir Mangosalat, mit gebratenem Hühnchenfleisch, welches man allerdings durchaus weglassen kann, weil eigentlich belanglos (8,90€). Lange nicht mehr so einen fruchtigsaftigen Mangosalat gegessen mit sehr viel Mangoanteil vermischt mit Gurkenstreifen, perfekt fruchtigem Mangodressing, angenehmer Schärfe und auf jeden Fall eine Wiederholung wert:


Sodann orderten wir von der Lunchkarte M6 Beef mit Rucola (12,50€) und M3 Duck Pikant (13,50€).
Der Rucola sah zwar als grüner Anteil in dem Essen dekorativ aus, hatte aber geschmacklich nichts mehr zu bieten, unter den eigentlich zarten Rindfleischscheiben befanden sich zwei, die man nicht zerkauen konnte, die Sauce, in der sich das alles befand, war schmackhaft, aber hinterließ den Eindruck, auf jeden Fall sich nicht mit den europäischen Essgewohnheiten anlegen zu wollen. Etwas mehr Mut bei den Gewürzen hätte das Gefühl von mehr Authentizität hervorgerufen, so war es ein guter Mittagstisch, aber leider auch nicht mehr als das.


Ähnlich erging es mit der Ente, die erfreuerlicherweise nicht aus totfrittierten und vorher in Panade ertränkten Stücken bestand, sondern eine auf das Gemüse gelegte saftige Brust in Scheiben war. Auch hier ein geschmacklich ausgewogener Teller, aber eben, wie schon beim Rindfleisch, ohne jeglichen Hang zum Ungewöhnlichen:


Schade, denn auch diesem Restaurantbetreiber wird nicht entgangen sein, dass wir in Hamburg geradezu mit asiatischen Essgelegenheiten überschwemmt werden, was dazu herausfordern sollte, etwas Ungewöhnliches auf den Tisch zu bringen, um sich aus der Menge der Angebote herauszuschälen.
Ich möchte nicht unerwähnt lassen, dass die normale Karte noch einen deutlichen Schwerpunkt im, ich nutze mal den Oberbegriff, "Sushi-Bereich" hat. Vielleicht liegen hier die Stärken dieses Restaurants. Aber das soll dann ruhig jemand anderes testen.
Übrigens war enttäuschenderweise die als Homemade angepriesene Mango-Lemon-Limonade (6,50€) so schlicht im Geschmack, dass ich für ein paar Sekunden versucht war, sie zu reklamieren, weil sie sich fast nicht von einer Fanta unterschied. Wenn man jedoch mit dem Strohhalm etwas rührte, tauchten verhaltene Mangoaromen auf:

Genussanwältin





Shifudo
Brauhausstieg 54
22041 Hamburg
Tel.: 040 716 24 102
 

 
 
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