Peperoncino (Florenz/Firenze)

Wie findet man in einer unbekannten Stadt
ein akzeptables Restaurant? Richtig, man schaut, wohin Reisegruppen aus
Paris geführt werden, denn den als Feinschmeckern bekannten Franzosen
wird kaum jemand furchtbaren Fraß anzudrehen wagen. Das funktionierte
auch in Florenz, und so landeten wir abends im Peperoncino in der Via
Palazzuolo, gut 5 Gehminuten südlich vom Bahnhof Santa Maria
Novella entfernt.
Die gehobene Qualität war schon an der
Speisekarte zu erkennen, für das Gedeck ('coperto') wurden 2,50 Euro pro
Person fällig, plus 10% für den Service.
Die Franzosen entschieden sich für die fein gedeckten Tische im großen
Innenbereich, wir blieben lieber draußen und gaben uns der urbanen
Poesie zwischen knatternden Motorrollern und pakistanischen
Rosenverkäufern hin.

Die italienische Speisekarte verfügt über englische Hinweise, die
Kellner sind freundlich und auf Zack. Eine Flasche 'Chianti Peperoncino'
gab es für angemessene 16,- Euro, ein Liter San Pellegrino kostete 3,-
Euro. Zunächst wurden ein paar Scheiben toskanisches Brot serviert,
typischerweise ungesalzen und entsprechend gewöhnungsbedürftig.
Vorspeise - Melone mit Schinken. Da kann man nicht viel falsch machen,
in diesem Fall war sogar alles richtig: Die Melone auf den Punkt
gereift, leicht gekühlt und bereits von der Schale gelöst, der
toskanische Schinken (deutlich salziger als der aus Parma) erfüllte
einen zarten Zungentraum. Und so reichlich bemessen, dass eine Vorspeise
für zwei reichte - mit 11,- Euro dennoch kein Schnäppchen.
Günstig schien auf den ersten Blick 'porchetta al forno', als 'roasted
pork' übersetzt, mit 14,- Euro. Allerdings hat man dann nur das pure
Fleisch auf dem Teller, Beilagen für runde 5,- Euro sind extra zu
bestellen - in diesem Falle sehr viele und recht überzeugende
Röstkartoffeln.
Das Stück von der Schweinerolle wurde samt Schwarte serviert, die leider
nicht den Hauch von Knusprigkeit mitbrachte, sondern ausgesprochen
labberig auf dem Teller lag. Zudem war das Ganze mit reichlich Fett
durchzogen, so dass nur die wenig wirklich mageren und sehr saftigen
Teile trotz ihrer Salzigkeit etwas trösteten:

Eher erfreuen konnte da das 'Pollastrino' (spring chicken), das man in
Deutschland als 'überfahrenes Huhn' kennt - ein mittels Ziegelsteinen
geplättetes Huhn wird gegrillt sehr heiß serviert. Das brutale
Platthauen des armen Tiers bewirkt eine kürzere Garzeit und damit viel
saftigeres, aromatischeres Fleisch - ein echter Genuss:

Der Nachtisch, ein hausgemachtes Tiramisu, überzeugte optisch kaum,
dafür jedoch geschmacklich, wenngleich ein Hauch Alkohol nicht geschadet
und das Haus gewiss nicht in Armut (6,-) gestürzt hätte.

Insgesamt waren wir ganz zufrieden, die Franzosen wohl auch. Die
Rechnung, bitte:

Peperoncino
Via Palazzuolo 80r
Florenz 50123
Italien
Tel: 055 2657782