Schuhbecks Orlando (München) -geschlossen!-

München hat ja den unbestreitbaren Vorteil, dass viele seiner legendären
Orte relativ nah beieinander liegen. Dies gilt auch und gerade für
Liebhaber von Speis und Trank. Vom wunderbaren Viktualienmarkt erreicht
man nach wenigen Schritten das opulente Dallmayr und von dort ist es nur
noch ein Katzensprung zum Platzl. Hat man dort einmal den Mythos
Hofbräuhaus passiert, betritt man das Imperium des Alfons Schuhbeck. Im
Umkreis nur weniger Meter befinden sich dort neben einer Eisdiele, einem
Teeladen und einem Schokoladengeschäft des geschäftstüchtigen Maitre
auch noch sein Sternerestaurant Südtiroler Stuben sowie das
Zweitrestaurant Orlando.

Zwar hatte ich mir eigentlich vorgenommen, bei meinem jüngsten
München-Besuch den vielfältigen Schuhbeck’schen Marketingoffensiven
gegenüber standhaft zu bleiben. Letztlich siegte dann doch die Neugier
und ich tat gut daran den niederen Instinkten nachzugeben, denn ich
wurde aufs Positivste überrascht. Das begann schon beim Service, der
sich als ausgesprochen freundlich und umsichtig erwies. In einer Stadt,
in der es auch in der Gastronomie gerne mal etwas derber zugeht, eine
durchaus bemerkens- und begrüßenswerte Erfahrung. Ein Blick auf die
Mittagskarte offenbarte ein erfreulich faires Preisniveau. Von Montag
bis Freitag wird jeweils eine Tagesempfehlung in Form eines
Tellergerichts für 9,80 Euro feilgeboten. Von den anderen mittags
offerierten Gerichten überschritt kaum eines die 20 Euro-Grenze.
Angesichts des berühmten Namens, der zentralen Lage und der hohen
Nachfrage gerade auch durch Touristen hatte ich höhere Preise
befürchtet. Nun kann das Ganze natürlich dennoch an einer minderen
Qualität des Dargebotenen scheitern, aber auch hier wurden anfänglich
durchaus noch vorhandene Bedenken schnell zerstreut. Die Tatsache, dass
ihm die Gäste die geräumige und fast schon barock zu nennende Bude
einrennen, hat Schuhbeck zum Glück noch nicht dazu verleitet, Abstriche
an der Qualität zuzulassen. Ich bestellte aus der regulären Karte
Fleischpflanzerl mit Ingwer-Kartoffelsalat und Salatbouquet (9,80 Euro).
Weilt man schon mal beim Schuhbeck, ist Ingwer ja fast schon Pflicht.
Und ich sollte es nicht bereuen.

Die Frikadelle war schön locker und sehr gut mit etwas Chili und anderen
Gewürzen abgeschmeckt, dazu eine sehr gelungene dunkle Bratensoße. Der
Kartoffelsalat mit kräftig durchschmeckendem Ingwer erwies sich sogar
als geradezu süchtig machend. Wäre es angeboten worden, hätte ich einen
ganzen Eimer davon mitgenommen. Alles sehr unspektakulär angerichtet,
aber umso leckerer und für den mittleren Hunger durchaus ausreichend.
Chapeau! Als Dessert wählte ich einen geeisten Kaiserschmarrn mit
marinierten Erdbeeren (7,50 Euro), der das hohe Niveau halten konnte und
obendrein von der Anrichtung her auch was fürs Auge bot.

Die Getränkepreise gehen ebenfalls absolut in Ordnung. Der Capuccino
kostet 3,30 Euro, eine hausgemachte Apfel-Minz-Schorle (0,5 l) 5,90
Euro. Nach diesem Erstbesuch sage ich von meinen Bedenken bekehrt voller
Überzeugung: Jederzeit gerne wieder!
Wer das Dessert noch etwas günstiger gestalten möchte, dem sei die
benachbarte Schuhbeck-Eisdiele ans Herz gelegt. Für absolut
sozialverträgliche 1,20 Euro pro Kugel werden dort ausgesprochen
spannende Eissorten angeboten. Ich verdrückte vorher noch nie probiertes
Fencheleis, durchzogen von vielen Fenchelsamen, und die Sorte
Mango-Chili mit einer wunderbar leichten Schärfe. Beides nicht zu süß
und absolut empfehlenswert.
Beitrag vom Genusspapst
Wandschmuck im WC
Schuhbecks Orlando
- geschlossen seit 2022! -
Platzl 4
80331 München
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