Mühlenhelle

Das im gemütlichen Landhausstil gehaltene Ensemble der Mühlenhelle in Gummersbach, welches aus einem Hauptgebäude besteht, das Restaurant, Bistro, Vinothek und Hotel beherbergt, liegt in einem nicht so attraktiven Teil von Gummersbach. Um ehrlich zu sein, ich hatte nicht den Eindruck beim Durchqueren all der Gummersbach zusortierten Orte, dass es irgendwo deutlich schöner aussah.
Dennoch hat man, geschützt durch eine wuchtige grüne Hecke und von einer imposanten Kastanie fast schon beschützend überdacht, ein heimeliges Gefühl im großzügig gestalteten Hof. Da wir keine Lust verspürten, uns in die hektische Atmosphäre Kölns zu begeben, andererseits etwas südlich in Siegburg einen Termin hatten, dort uns aber nicht eine einzige Unterkunft zusagte, kam das Angebot der Mühlenhelle gerade recht, denn wo kann man schon zwei Übernachtungen inklusive Frühstück und dazu je ein Menü im Bistro und eines im michelinbesternten Gourmetrestaurant für 210 Euro pro Person erhalten? Und dabei habe ich die vielen angenehmen Extras noch nicht erwähnt, die uns freundlich umfingen und das Gefühl gaben, sehr willkommen zu sein. Unseren Aufenthalt haben wir keine Sekunde bereut.
Unser ansprechend modernes und komfortables Zimmer mit Balkon gehörte der gehobenen Klasse an und wir begannen den
ersten Abend im Bistro mit einem 3-Gänge-Überraschungsmenü inklusive Aperitif.


Vorneweg wurde uns selbstgebackenes dunkles, kerniges Brot und eine Art Baguette mit schön festem Teig, als man ihn sonst gewöhnt ist, zusammen mit einer feinstsämigen Kichererbsencreme gereicht. Beeindruckend, was Herr Michael Quendler aus diesen doch bislang für mich recht grobschlächtigen Erbsen gezaubert hatte. Brot und Creme schmeckten so gut, dass ich, hätte es einen Ausserhausverkauf gegeben, mich damit kräftigst eingedeckt hätte.
Als Vorspeise erhielten wir ein Gemüsetörtchen, umlegt mit Rucola und Tomaten und Pestoklecksen. Farblich eine Augenweide und geschmacklich als fein abgestimmte Sorten verschiedener Paprikas, roten Zwiebeln und Zuccini. Jedes einzelne Gemüse war schmeckbar und das alles wurde durch mit heller Salatsoße ummantelten Rucola zum Essgenuss und passte hervorragend zur sommerlichen Stimmung draußen an frischer Luft. Die Salatsoße war so vollendet cremig und würzig, dass weiteres Brot zum Auftunken verbraucht wurde:


Als Hauptgang kündigte man uns Kabeljau an und uns lag die scherzhafte Bemerkung auf den Lippen, dass es nicht nötig ist, uns von der Waterkant mit Seefisch zu beglücken. Der zu einem kleinen Turm dekorierte gebratene Kabeljau, auf dem eine Einheit zarter dünner Fenchelstreifen thronte, präsentierte sich mit seinem feinen schwarzen Linsengemüse, von schaumiger Soße umrundet und mit Parmesan bestäubt, wie man sich einen kulinarischen Leckerbissen vorstellt. Eine perfekt gelungene Komposition. Ein Hingucker. Überhaupt fiel auf, und das setzte sich am nächsten Abend beim großen Menü ebenfalls deutlich fort, dass Herr Quendler gekonnt Farben zu setzen versteht und die Speisen gelungen platziert. Alles sieht so aus, als würde es gleich dem Foodfotografen hingestellt, damit er die feinsten Bilder erzeugen kann. Fast schon müssig zu erwähnen, dass der Kabeljau einwandfrei frisch war, was bei mir immer so eine Marotte ist, dass ich keinem Restaurant südlich der Elbe frischen Seefisch zutrauen mag. Weiteres selbstgebackenes leckeres Brot musste dran glauben, um die feine Soße restlos zu vertilgen:


Für alle Bistrobesucher ist es geradezu ein Glücksgewinn, dass die Quendlersche Küche auch für diese Speisen zuständig ist, wobei ich natürlich nicht weiß, ob der Chef persönlich im Bistrobereich mit Hand anlegt. Aber seine Handschrift, dies kann man in der Nachschau mit Bestimmtheit sagen, ist eindeutig im Bistro zu erkennen.
Zum Hauptgang tranken wir ein Glas Grauburgunder von Markus Schneider aus Ellerstadt/Pfalz, der bestens harmonierte.
Als Dessert erschien der Jahreszeit angemessen ein Kelch mit frischen Erdbeeren, die mit einer hocharomatischen Erdbeersoße mariniert waren, von der sich reichlich im Kelch befand. Das alles war mit einer sanft an Mousse au Chocolat erinnernden Eiskugel versehen und einer ebenfalls reichlich bemessenen Portion schaumiger Mascarponecreme umgeben. Leider ein Dessert, welches wir einfach trotz der bereits eingesetzten Sättigung restlos niedermachen mussten.
Gesamt genommen war der Auftakt am ersten Abend ein ausgewogenes, der Jahreszeit angepasstes, bestens aufeinander abgestimmtes Menü.

 

Wir freuten uns schon auf den nächsten Abend, der uns ein 5 Gänge Menü im michelinbesternten Restaurant bescheren sollte.
Dass die Küche  Brot selbst backt, hatten wir ja schon am Vorabend erfahren, an diesem Abend bot man uns eine kleine Auswahl an Brötchen an, da fiel die Wahl schwer, weil alle Teile sehr ansprechend aussahen.
Vorneweg gab es Amuse geules wie auf den Fotos abgebildet, die bereits darauf einstimmten, dass aufwendig gestaltete Teller folgen würden. Immerhin waren schon die Amuse geules eine Augenweide und ermöglichten uns auf Geschmacksentdeckungsreise zu gehen.


Der erste Gang (Zander/Gurke/Apfel/Meerrettich) mundete uns so hervorragend wie er schön anzusehen war. In dem zum Ring geformten gerösteten Brot befand sich eine leichte Meerrettichmousse, der Zander wurde weder dadurch noch durch die weiteren Zutaten geschmacklich erdrückt, sondern alles harmonierte gut, sozusagen ein leichter sanfter Start, der sich dann steigern sollte im zweiten Gang (Meeresfrüchte/Risotto/Paprika).


Das Meeresfrüchterisotto, ein Turm aus perfekt gegartem Reis mit frischen Scampis und anderem Meeresgetier sowie krossen hauchdünnen Zuccinischeiben, von denen ich gern ein Kilo als Knabberzeugs beim Fernsehen mitgenommen hätte. Auch hier wieder ein Farbenspiel auf dem Teller. Rot ,Grün, Weiß, alles voller Würze. Ein Vergnügen, das zu essen und nicht zu vergessen die leichte Soße, von der dank der frischen Brötchen kein Tropfen auf dem Teller gelassen wurde:


Der dritte Gang (Wachtel/Lauch/Petersilie) erklärt sich fast von selbst auf dem Foto. Das gefüllte Wachtelbeinchen, daneben die Brust und drumherum, Lauchpesto, Lauch gerollt und gefüllt und paniert und frittiert, sowie Lauchschaum. Alles zusammen ein köstliches Vergnügen, die Lauchvariationen auszuprobieren und zu erfahren, was man aus diesem Gemüse alles Schmackhaftes herstellen kann. Gelungener Gang, wobei die frittierte Petersilie hübsch anzusehen war, aber durchs Frittieren ihren typischen Geschmack einbüßte:


Der vierte Gang (Lammrücken & Schulter /Tomate/ Aubergine/ Schafskäse/ schwarze Oliven) war nochmals ein optisch perfekt gestalteter Teller, fast schon Kunst. Am meisten imponierte mir jedoch die Zusammenstellung der Zutaten. Alle Bestandteile mediterran und genial miteinander verquickt und kombiniert. Natürlich thronte in der Mitte der auf den Punkt gegarte zarte Lammrücken, übergossen mit einer wunderbar kräftigen Soße, Aubergine längs geschnitten, einmal gefüllt mit einer Schafskäsemischung und einmal mit der Lammschulter, dazwischen wie Steine aussehende, vermutlich mit Hilfe der schwarzen Oliven eingefärbte leichte Klößchen, kleine enthäutete Aromatomaten und dazwischen immer wieder eine Gemüsecreme aus Auberginen überstreut mit Krusten aus schwarzen Oliven. Geschmacklich war das sehr harmonisch und stellte pure Essensfreude dar:


Das Dessert lag wie gemalt auf dem Teller, fürs Auge farblich hübsch gestaltet (Kokosnuss/Himbeere/Limette/Gurke). Eine große Portion Kokosmousse auf einer Geleescheibe aus Limetten, umringt von roten Riesenhimbeeren und süßlichen Gurkenröllchen sowie feinstgeschnittener Gurken als sämige Soße bildete einen höchst angenehmen Abschluss des fünfgängigen Menüs. Den Einsatz von Gurke als Dessertbestandteil fand ich sehr gelungen:


Als Weinbegleitung wählten wir nicht die Weinempfehlungen, die sich auf der linken Seite unserer Menükarte befanden, ebenso ließen wir uns nicht extra von der Sommeliere beraten, sondern wollten unbedingt den 2011er Holy Moly, einen Shiraz von Markus Schneider aus Ellerstadt, Pfalz, trinken. Dieser Wein passte natürlich nicht zu allen Gängen, aber das war uns schon vorher bewusst.
Wenn in der Pfalz, die vor 35 Jahren noch außer widerlich apothekenhaft schmeckendem Dornfelder und lapprigem Portugieser, vielleicht noch hie und da mal einen Spätburgunder zustande brachte, sich ein Winzer an die Shiraztraube 'ranwagt, dann ist es ein Muss, den einmal ausführlicher zu probieren. Es war ein lohnendes gutes Tröpfchen. Der Pfälzer Shiraz kann an Farbe und Kraft durchaus mit seinen Geschwistern weiter südlich mithalten, ist aber deutlich zurückhaltender in seinen Geschmacksnuancen als der Shiraz auf der anderen Seite der Erdkugel. Im übrigen waren 62 Euro für dieses Erlebnis durchaus angemessen, kostet doch eine Flasche bei Herrn Schneider selbst schon eine Kleinigkeit vor Ort.

 

Das Mühlenhelle Wasser, natürlich gab es auch jede Menge andere Wassersorten, welches wegen seiner sehr guten Qualität aus der Leitung genommen und mit etwas Kohlensäure aufbereitet wird, schmeckt angenehmst und kostete je Karaffe 4,00 Euro, eine sehr gute Idee, dieses Wasser natur oder kohlensäurehaltig so anzubieten. Es muss wirklich nicht immer Markenwasser, gar noch aus dem Ausland sein.


Fruchtcocktail 7,00 Euro, Cappuccino, Espresso doppelt je 4,10 Euro (selbstverständlich wurde dazu noch Naschwerk gereicht) , 2016er Grauburgunder Qualitätswein trocken Markus Schneider, Ellerstadt, Pfalz, 0,15 l je 5,50 Euro, je 0,4 cl Scheibel Schwarzwald, Altes Pflümli 5,80, Scheibel Nußler aus Walnüssen 4,10 Euro.
Am Ende möchte ich noch kurz etwas zu dem an den beiden Tagen erlebten Service erwähnen, der durchweg herzlich, gut aufgelegt, flott und unaufdringlich aufmerksam war. Man spürt so ein angenehmes Miteinander, ein gutes Betriebsklima, zu welchem sicherlich die stets wachsame Hausherrin beitrug, die sich an beiden Abenden mit vielen Gästen und auch mit uns lange angeregt unterhielt und spüren ließ, wie willkommen man ist.
Zwei Tage, in denen wir uns nicht nur kulinarisch, sondern rundherum sehr wohl gefühlt haben und gerne wieder kommen werden.

 

Genussanwältin

Die Mühlenhelle
Hohler Straße 1
51645 Gummersbach-Dieringhausen

Telefon: 0 22 61/29 00 00


 

 
 
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