Le Plat du Jour
Wer ein typisch französisches Bistro in
Hamburgs zentraler Lage sucht, ist im Le Plat du Jour seit 1993 gut
aufgehoben, man bekommt französischen Akzent geboten. Auf den Tischen
finden sich Salz- und Pfeffermühlen, wie es sich gehört. Die
Preisgestaltung wirkt ambitioniert, so eben noch angemessen.
Echte Gaumenfreude bietet der überbackene
Ziegenkäse als Vorspeise, kraftvolles Käsearoma trifft auf gegrillte
Tomatenscheiben - besser geht es kaum. Aber 11,50 Euro sind auch kein
Pappenstiel:
Auf den Punkt in Butter gegart kamen die frischen und sorgfältig
entsandeten Pfifferlinge, das Lachstatar mit Linsen dagegen überzeugte
zwar geschmacklich, hinterließ jedoch wegen zu suppiger Konsistenz im
Tatar Stirnrunzeln:
Highlights des Bistros waren in den letzten Jahren immer die zwar
vergleichsweise schweren, aber doch genialen, geradezu gierweckenden
Saucen. Hier sind leider Abstriche zu verzeichnen, die Dijonsenfsauce an
den Kaninchenkeulen enttäuschte durch essiglastige Gewöhnlichkeit und
Dicke. Eine Spur zu trocken zeigten sich Fleisch wie Nudeln, das kann
diese Küche wirklich besser und Besseres darf der Gast für 18,50 Euro
auch erwarten.
Tadellos, obschon durchgegart, die Kalbsleber mit Senfkruste, auch wenn
im Mund nur ein Eindruck der Knusperkruste bleib, ohne Senfgeschmack.
Sehr gut die Kartoffeln, etwas unambitioniert dagegen der Spitzkohl:
Der Nachtisch überzeugt fast durchweg, die Küche zeigt große
Souveränität und Routine bei Crêpe "normande" mit Calvados und der
klassischen Crème brûlée, die ist, wie sie sein soll. Erfrischend und
leicht wurde die fein abgestimmte, nicht zu süße oder zu saure
Zitronenmousse mit Orangensalat serviert, leider fanden sich kleine
Zitronenkerne in der Moussee. Fünf dünne, marinierte Orangenscheibchen
und ein bisschen Schale als 'Salat' zu bezeichnen, fällt in die
Kategorie 'Kühnheit':
Abends und sonntags ist es sinnvoll, das
3-Gänge-Menü zu bestellen, auch wenn sich der Preis dafür im Vergleich
zu 2010 - ohne Qualitätssteigerung - um 15% auf 29,90 erhöht hat. Man
bekommt solide Weine für weniger als 30,- Euro pro Flasche. Der Service
ist auf Zack und eine Reservierung wird empfohlen.
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August 2021:
Wir sind in den letzten Jahren immer wieder
mal ins "Le Plat du Jour" gegangen und waren, wenn es auch es hie und da
mal einen gewissen Leistungsabfall gab, stets zufrieden. Mittlerweile
ist es so, dass Herr Lemercier in einem Alter ist, in dem er sich sein
Rentnerdasein in seiner südfranzösischen Heimat verlebt und das
Restaurant in andere leitende Hände übergegangen ist. Offenbar ist
Restaurantleiter nun Makrem Rejeb, den Gästen und somit auch uns
wohlbekannt als einer der sehr wenigen Urgesteine des Services im "Le
Plat du Jour". Insoweit erfreulich, weil dieser Mann ganz bestimmt in
der Lage ist, die französische Fahne und den Geist dieses Restaurant
hoch zu halten.
Aber er ist eben nicht immer vor Ort. Und da das "Le Plat du Jour"
täglich geöffnet hat, ist es auch verständlich, dass man ihn nicht immer
antrifft, was aber durchaus zur Folge haben kann, dass sein Personal
etwas wildwüchsiger an die Sache heran geht.
An solch' einem Sonntagabend, wir hatten die Möglichkeit, lauschig
draußen zu sitzen, erging es uns so, dass gewisse Abstriche gemacht
werden mussten.
Unsere Vorspeisen, das Rinder-Carpaccio mit
Kräutersauce, waren vom Fleisch her tadellos und frisch, zart, jedoch
hätte die Kräutersauce für meine Begriffe etwas kerniger und weniger
verwaschen ausfallen dürfen. Ich räume allerdings ein, dass ich sehr
sehr lange kein Carpaccio mehr dort gegessen habe, meist hatte ich Lust
auf Lachstatar auf Linsen und daher kann ich natürlich nicht sehr
tauglich den Vergleich anstellen. Vielleicht ist diese Vorspeise schon
immer so geschmacklich gewesen.
Die Lyoner Saucisson auf Puylinsen war dagegen ohne jegliche Abstriche
klasse wie immer.
Bei den Hauptgerichten, ich hatte ein Entrecote mit Sauce Bearnaise und
Pommes frites, hatte ich überhaupt nichts zu tadeln. Die Pommes waren
köstlich wie immer, die Sauce Bearnaise, serviert in einem kleinen
Töpfchen, passte hervorragend dazu; auch, wenn sie eigentlich für das
Steak gedacht war, aber dieses war so exorbitant klasse im Geschmack,
saftig, zart, dass ich resümieren muss: So gutes Fleisch hab ich
in all den Jahren dort noch nie gegessen.
Bei der Kaninchenkeule mit Dijonsenfsauce
sah es leider schon deutlich anders aus. Während mein Partner
bemängelte, dass die Keule zu lang gegart worden und darum zu trocken
geworden war, fehlte ihm auf der anderen Seite noch ein Klacks mehr
Sauce. Sehr schade!
Beim Dessert erging es uns dann umgekehrt: während seine Crème Brûlée
einwandfrei auf den Tisch kam, fand ich das Zitronenmousse mit
Orangensalade unter aller Le Plat du Jour-Würde, wenn ich das mal so
krass aussprechen darf. Die Zitronenmousse hatte sich zum einen bereits
in Auflösung befunden; sie schmeckte derartig schwach nach Zitrone und
insgesamt recht einfach, dass der Verdacht, hier Tütenware erhalten zu
haben, sehr nahe liegt. Der Orangensalat hielt sich vom Umfang her in
Grenzen, da hätte etwas mehr sicherlich Freude aufkommen lassen, aber
ich möchte jetzt auch nicht den Eindruck erwecken, dass ich in jeder
Suppe ein Haar finde.
Was aber bemerkenswert ist und damit leider erwähnt werden muss, war der
Service. Anfänglich noch aufmerksam und fröhlich, obgleich genügend
Platz gewesen wäre, mal von links, mal von rechts oder mal quer über den
Tisch servierend, wurde der Abstand zwischen Hauptgang und Dessert
derartig ausgedehnt, dass man es auf geschätzte 45 Minuten
brachte, bevor man uns das Dessert servierte und das auch nur, nachdem
wir nachdrücklich danach gefragt hatten. In dieser Zeit waren die
meisten Gäste schon gegangen, es war also keinesfalls so, dass man unter
Dampf und kurz vor dem Zusammenbruch stand. Schade, weil im "Le
Plat du Jour" der Service bisher immer perfekt agierte, denn darauf
wurde in der Vergangenheit sehr geachtet. Und ich bin auch davon
überzeugt, dass Herr Rejeb solche faux pas nicht durchgehen lässt. Aber
dazu müsste er natürlich anwesend sein und wer wollte es ihm übel
nehmen, dass er auch mal frei hat.
Wir werden auf jeden Fall wieder ins "Le Plat du Jour" gehen, das steht
für uns außer Frage. Vielleicht aber doch ein wenig kritischer auf die
Gerichte und den Service blicken.
Genussanwältin
Le Plat du Jour
Dornbusch 4
20095 Hamburg
Tel. 040 / 32 14 14