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Restaurantkritiken für Hamburg und die
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Haerlin im Hotel Vier Jahreszeiten
Der Genusspapst schrieb mir kürzlich: 'Nach meinem gestrigen Besuch im Haerlin bringe ich frohe Kunde: Ihr braucht Eure Reservierung dort nicht zu stornieren. Ich habe im Gegenteil lange nicht so gut gegessen, es war schlicht grandios. Sehr gute Weine und lecker Petit Fours zum Kaffee. Der Service ist hochprofessionell, charmant und kein bisschen verstaubt. Letzteres trifft auf das Interieur allerdings schon zu, das ist doch ein wenig tutig für meinen Geschmack. Das Publikum ist durchaus sehr gemischt, von hanseatisch-gediegen über international und Normalos bis hin zu grobschlächtigen Osteuropäern mit ihren Gespielinnen.' Der Papst sollte sich als unfehlbar erweisen.
Allerdings wirkt das Interieur nicht mehr ganz so plüschig wie auf den veralteten Darstellungen der dortigen Internetpräsenz. Gesamteindruck: Hanseatisch-gediegen. Wenige Tische, bequeme Sitze, ein schöner Blick über die Alster, ein guter Mann am Piano, ein freundlicher und kenntnisreicher Service - was will man mehr?
Zunächst kam ein vierteiliger Gruß aus der Küche, besonders die Gänseleber und der Parmesankeks hatten es uns angetan. Hübsch und leicht rauchig kam der in Bohnen gewickelte Aal. Es folgte ein zweiter Gruß, kleine Thunfischhäppchen - grandios!
So kann es weitergehen, dachten wir, und so ging es weiter: Ringel-Bete mit Frischkäsemousse, Sauerampfersorbet & Apfel "Pink Lady". Man merkt den Trend 'zurück zu Omas Kräutern' und ist begeistert, die Komposition bereitete nicht nur farblich Freude, der milde Frischkäse bildete einen angenehmen Gegensatz zur säuerlichen Eis. Grauburgunder wurde dazu empfohlen, der passte!
Essenz von Steinpilzen & Pfifferlingen mit Gemüseravioli & Markklößchen - so eine Kraftbrühe macht nicht viel her, der Kenner schätzt sie jedoch, und nicht nur wegen des Aufwandes, der in ihr steckt. Diese war sehr fein abgestimmt und kräftig im Geschmack, die Gemüseravioli boten erheblich mehr Aroma, als der Name vermuten ließ.
Nichts als Lob bleibt auch für die rote Meerbarbe mit Shrimps-Cous Cous, kleinen Calamaretti & Zitronat Zitrone. Saftiger und aromatischer wird man diesen Fisch kaum irgendwo bekommen, genialere und ausgefeiltere Beilagen sind kaum denkbar. Chapeau!
Wenn man ein Ochsenfilet in guter Qualität kauft, kann man damit kaum etwas falsch machen, und so war auch das auf Holzkohle gegrillte Ochsenfilet mit Edelkastanien, Navetten, Petersilie & Holzkohle-Mayonnaise über jeden Zweifel erhaben. Vermutlich langzeitgegart und dann angebraten, wunderbar zart, ohne jedoch zu weich ins putenfleischige abzugleiten. Der dazu empfohlene Cabernet-Sauvignon aus Niederösterreich mit seinen verhaltenen Tabakaromen erwies sich als perfekte Abrundung. Ungewöhnlich die Navetten (Mairüben im November?) mit ihrem an Blumenkohl und Möhren erinnernden Aroma, besonders köstlich die leicht süßen, nicht zu mehligen Kastanien.
Nach dem ersten Versuch an der nicht sonderlich spannend wirkenden weißen Kugel aus weißem Schokoladenschaum entrangen sich tief empfundene Lustseufzer unseren Kehlen - selten etwas so Leckeres und gleichzeitig Leichtes genossen. Dazu Tamarinde mit Mango und Pistaziencrème, man weiß hier offensichtlich, wie man Gäste glücklich macht. Noch besser wären nur ein paar Schokoschaumkugeln mehr gewesen, die kleinen Dinger wecken nackte Gier.
Das Haerlin (benannt nach dem einstigen Hotelgründer Friedrich Haerlin) gilt als Hoffnungsträger für einen zweiten Michelinstern, vollkommen zu recht. Leider schweben die Preise auf einem Niveau, als wäre der zweite oder gar dritte Stern bereits erkocht. Für zwei Personen inkl. Wein, Wasser und Kaffee wurden im Rahmen dieses besonderen Kennenlern-Menüs gut 200 Euro fällig. Angesichts der hervorragenden Qualität, des angenehmen Ambientes und der schönen Lage war dieser Kurs ein echtes Schnäppchen, normalerweise wird jedoch etwa das Doppelte fällig. Im Gault Millau 2011 wurden angemessene 17 Punkte vergeben. Die Petit Fours zum Kaffee schmeckten so gut, wie sie aussahen:
Ein paar Eindrücke, die der Genusspapst im Oktober 2015 im inzwischen renovierten Haerlin gewonnen hat:
Seine Meinung: "Unter anderem gab's Hummertatar mit Avocado und Vanillejus, Steinbutt in Bouillabaissejus, Taube mit diversen Betezubereitungen und Limousin-Lammrücken mit Lavendel. Fazit: Die zwei Michelin-Sterne kann man locker durchwinken, den dritten bereits erahnen. Stehende Ovationen!"
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Man speist nach wie vor geradezu
fürstlich in gediegenem, hallenartigem Ambiente und kann mit ein wenig
Glück einen Blick auf die Binnenalster erhaschen - allein der Flügel
samt Pianist ist verschwunden.
Haerlin (im Hotel Vier Jahreszeiten) Internet Neuer Jungfernstieg 9 - 14 Telefon 040 / 34 94 33 10
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