Fillet Of Soul
Man denkt, man betrete ein Klassenzimmer
voll entmenscht brüllender Schüler, aber man betritt Gastraum und offene
Küche des 'Fillet of Soul'. Ist das Restaurant gut besucht, bleibt nur
die Verständigung per SMS oder eben, das Gegenüber ebenfalls
anzubrüllen, denn ein Nebeneinander-Sitzen ist nicht vorgesehen.
Tatsächlich wirkt das Ganze wie eine Mischung aus Kantine und
Klassenzimmer, man sitzt entweder auf kargen Holzstühlen oder auf dem
langen Sofa.
Die Bedienung ist ausgesprochen freundlich und burschikos zugewandt,
allerdings wegen des Lärms auch nicht in jedem Falle bereits beim ersten
Versuch zu verstehen. Bier vom Fass gibt es nicht, aber immerhin
eiskaltes Pilsner Urquell aus der Flasche, beim Sherry wird edles Nass
der Bodega Lustau vorgehalten - gut so!
Wir versuchten das 'Überraschungsmenü' für 41,- Euro (4 Gänge).
Zunächst kam ein Gruß aus der Küche, eine schmackhafte
Orangen-Ingwer-Suppe im Glas.
Etwas hibbelig wurden wir dann schon, denn
von der Bestellung bis zum ersten Gang dauerte es eine gute dreiviertel
Stunde. Der Gang entschädigte dann aber für die Wartezeit: Es gab ein
ordentliches Stück Thunfisch, auf den Punkt gegart, was zu rund zwei
Dritteln roh bedeutet. Saftig, reichlich gesalzen und umgeben von viel
knackigem Salat und kleinen Wassermelonenstücken.
Weiter ging es mit warmer, leicht geräucherter Forelle auf schön
schlotzigem Risotto, das Ganze begraben unter einem Berg aus frischen,
teilweise scharf-bitteren Salatblättern. Eine originelle, durchaus
gelungene Zusammenstellung.
Der folgende Gang war, bis auf ein paar Petersilienstiele, endlich
salatfrei: Kalbsrücken. Die Küche neigt nicht zum Durchgaren der
Produkte, das wäre bei feinem Kalbfleisch auch schade, aber diese Stücke
waren doch, wiewohl sehr lecker, noch ziemlich rosa. Das muss man schon
so mögen, meiner Oma wäre es sicher nicht recht gewesen. Meinem Opa auch
nicht. Dazu gab es wunderbar frischen und knackigen Spargel in kleinen
Stücken unter einer vorbildlichen Hollandaise. Die frittierten Krapfen
aus würzigem Kartoffelmus fanden wir zwar schmackhaft, aber doch
deutlich zu mächtig, wir haben sie nicht geschafft.
Zum Nachtisch, es war mittlerweile 22 Uhr durch, wurde es etwas leiser,
gut die Hälfte der Gäste hatte sich verabschiedet. Kirschstrudel in
Waldmeistersabayon wurde serviert, dazu etwas Fruchteis - ein gelungener
Abschluss.
Der Gast wird hier auf hohem Niveau, diesseits der Sternedekoration,
bekocht, sollte allerdings eine ausgeprägte Krachtoleranz mitbringen.
Fillet Of Soul
Deichtorstraße 2
20095 Hamburg
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