Es Racó d'es Teix / Deià (Mallorca)

Schon die Anfahrt ist ein Traum, liegt das Es Racó d'es Teix doch inmitten der Bergterrassen in der Serra de Tramuntana, im Künstlerdorf Deià. Dort erwartet den Gast die Kunst des Sternekochs Josef Sauerschell, der sich schon zuvor im Hotel Residencia in Deià einen Michelinstern erkocht hatte.
Insbesondere draußen sitzt man einfach toll!

 

Das Personal agiert freundlich, manchmal etwas übertrieben höflich in dem Bemühen, dem zahlenden Gast nur wohlgesetzte, nette Dinge zu sagen. Es gab einen hübschen Gruß aus der Küche:


Die Küche bietet - dem Stern angemessen - solides Niveau unter Verwendung einwandfreier Zutaten. Sie ist wenig experimentell, es findet sich kein Chi-Chi auf dem Teller. Ein schönes Beispiel ist dafür die schaumige Blumenkohlsuppe, die zwar hervorragend mundete, aber nach gar nichts aussah:


Obschon die Kellnerin Gambas als Einlage ankündigte, fanden sich Hühnchenstücke in der Suppe (wie auch in der Karte beschrieben).

Der Salat mit Schinken wurde sehr filigran geschnitten, nett angerichtet und bot der Zunge ein feines Vergnügen, war aber für Sterneniveau doch eine Spur zu schlicht:


Voll auf der Höhe zeigte sich die Küche bei den Hauptgängen, Rinderbäckchen wie Rochenflügel (grandios dazu: die kleinen Kapern!) waren über jeden Zweifel erhaben, Spitzenproduktqualität auf den Punkt zubereitet. Erwähnenswert ist noch der geniale 2007er Chardonnay zum Fisch, einen besseren Wein hätte man dazu kaum finden können.

 

Erfrischend dann die beiden Sorbetkugeln im Ananassüppchen, besonders gelungen fiel das Petersiliensorbet aus. Das Ananassüppchen mag gut gemeint gewesen sein, aber im Grunde unterschied es sich geschmacklich kaum von dem Zuckerwasser, in dem Dosenananas zu baden pflegen.

Insgesamt geht der mittägliche Menüpreis von 35,- Euro, mit begleitenden Weinen 50,- Euro in Ordnung.

 

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Die Bedienung im Es Racó d'es Teix ('Nische am Berg Teix') ist herzlich und zugewandt. Allerdings hat sich - vermutlich bedingt durch arg blasierte Kundschaft - bei der einen oder anderen Kellnerin jene Art verständnisvoll-geduldiger Freundlichkeit eingeschlichen, die man sonst nur gegenüber aufgeregten Kleinkindern oder halbdementen Senioren an den Tag legt. Aber sei's drum - man fühlt sich wohl und das Essen ist köstlich. Besonderes Highlight im späten April 2013 waren die ausgezeichneten Suppen. Da wäre zum einen die feinsämige und leicht schaumige Hummersuppe zu nennen, zum anderen die grandios abgestimmte Fischsuppe mit Kräutercroutons, der trotz ihrer Kraft jede Spur von ordinärer Rustikalität fehlte. Einfach zum Niederknien!

Hummersuppe

Fischsuppe

 

Natürlich gab es vorher Grüße aus der Küche, bemerkenswerte Pinchos mit erfrischender Spargelmoussee, Spanferkel und Fisch:

 

Ebenfalls als Vorspeise nicht zu verachten: Die geräucherte, feinst aufgeschnittene Poulardenbrust mit Käsecreme und Salat:


Zu den Hauptgerichten: Vom 'Tagesfisch' hielten wir uns fern, die Aussicht auf Seehecht schien uns nicht sehr prickelnd, den anderen Gästen ging es offenbar ähnlich. Statt dessen bekamen wir einen Traum von Rinderbacke in einem See leichter Käsecreme - wunderbar. Noch wunderbarer, wenn das kräftige, überraschend magere Fleisch ein paar Grade heißer gewesen wäre, aber diese Feststellung grenzt an Moserei auf hohem Niveau.

Rinderbacke in Käsecreme

 

Ebenfalls hochklassig kam das Spanferkel daher. Sehr knusprig, sehr aromatisch, sehr nach mehr schmeckend. Man hätte sich eine Obelix-Portion gewünscht. Allerdings verschwanden hinter dieser Aromabombe sämtliche Beilagen, die für sich genommen einige positive Bemerkungen wert gewesen wären, völlig:

Spanferkel

Die Nachtische kamen frisch und leicht auf den Tisch, sehr gelungen schien uns das Kokosparfait und die Fruchtkomposition. Tadellos zart und leicht bitter das Mousse au Chocolat, eher gut als besonders. Zum Kaffee gab es ein Stückchen Baumkuchen - ist denn schon wieder Weihnachten?


Preis noch immer für den 3-Gänge-Mittagstisch: 35,- Euro, mit begleitenden Weinen 50,- Euro. Parkplätze vor dem Haus sind nach wie vor knapp, es gibt genau vier Stück, und das Ausparken ist angesichts der Enge kein Spaß.

Bier wird, wie es sich gehört, in einem Sherryglas serviert:

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Auch im Mai 2014 hatte sich nichts am Ambiente, nichts an der Freundlichkeit und vor allem nichts an der Kochkunst geändert - wir bekamen bei furchtbarem Regenwetter ein restlos glücklich machendes 3-Gänge-Mittagsmenü. Ein traumhaftes Rindercarpaccio, ein grandioses Risotto und ein himmlisches Parfait - was will der Gourmet mehr?

 

Darum sollen dieses Mal allein die Bilder sprechen:

 

 
 
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