Dim sum Haus
Das berühmte Dim sum Haus empfängt den
Besucher zunächst mit einem dieser übermannsgroßen goldenen Dickbuddahs,
die jeden auch noch so korpulenten Gast schlank aussehen lassen. Danach
steigt man eine mit abgewetztem Orientteppich belegte Treppe in den 1.
Stock und befindet sich in einem dunklen Lokal, das eng mit Tischen und
Sitzgelegenheiten bestückt ist. Das Personal war so beschäftigt, dass es
von uns keine erkennbare Notiz nahm.
Um ehrlich zu sein, ich hatte mir ein Bisschen mehr von diesem
Restaurant erhofft. Da sieht man mal, was lobende Zeitungs- und
Testberichte in puncto Erwartungshaltung anrichten können. Schon den
Treppengang hinauf wird man durch diverse Fotos von Prominenten auf den
Bekanntheitsgrad dieses Restaurants hingewiesen und ist oben angekommen
bass enttäuscht.
Wir waren eingeladen und bekamen an einem Sonntagabend einen Tisch
zugewiesen, der für 2 Personen perfekt gewesen wäre, für vier allerdings
eine Zumutung war. Man saß praktisch wie im Flugzeug, Ellbogen an
Ellbogen und eine Zumutung war diese Enge deshalb, weil nach Hinstellen
der Hauptgerichte wirklich kein Zentimeter Platz mehr für das Dim
sum-Bambuskörbchen war, das ebenfalls gleich danach eintraf.
Der Inhalt war trotz dieser Widrigkeit dennoch hoch köstlich. Es
handelte sich um die Nummer 202 der Dim sum Speisekarte mit dem Namen
Sui Mai und bestand aus vier kleinen Nudelhüllen, in die eine Mischung
aus Scampi- und vermutlich Schweinefleischfüllung gesetzt war. Sie waren
fest und von sehr feinem Geschmack und weckten den Wunsch, vielleicht
hier noch einmal einzukehren, wenn nicht praktisch jeder Platz im
Restaurant besetzt ist und die Bedienung ein wenig mehr Aufmerksamkeit
walten lassen kann.
Übrigens sind nicht etwa über 200 Dim sums auf der Karte, sondern
vielleicht an die 30.
Das zweite Dim sum war die Nummer 217 ein Wasserkastanienkuchen süß. Er
schmeckte hochinteressant und zugleich gewöhnungsbedürftig. Es war ein
in sich weicheres leicht gesüßtes Gelee, welches mit
Wasserkastanienstückchen durchsetzt war.
Wir fanden bereits einen mit Tellern und Besteck gedeckten Tisch vor,
als wir kamen. Allerdings wurden Servietten erst gereicht, nachdem man
nach ihnen verlangt hatte, obendrein dann auch noch eine zu wenig. Die
Möglichkeit mit Schale und Stäbchen zu essen, wurde uns gar nicht
angeboten und von uns auch nicht verlangt, weil die Bedienung reichlich
zu tun hatte.
In einem Bambuskörbchen befanden sich die obligatorischen Gewürze wie
Salz, Pfeffer, Essig und eine gut schmeckende scharfe rote Soße, jedoch
war das Sojasaucenfläschchen ratzeputz leer.
Der grüne Tee, den wir vier bestellten, kam in zwei ordentlich großen
Kannen, der Tee selbst war billigster Qualität, schmeckte nach dem
dritten Tässchen abstoßend bitter und jede Menge fusseliger
Teeblattschrott ergoss sich mit in die Schälchen.
Nachdem wir unsere Hauptgerichte erhalten hatten, war die Bedienung
nicht mehr in der Lage, sich um uns wenigstens per Blickkontakt zu
kümmern. Wir verbrachten weite Teile des Abends ohne Getränk.
Die Hauptgerichte kamen durchweg sehr gut an. Die süß saure Ente, ebenso
wie die Ente mit Gemüse kamen jeweils auf flachen Schalen mit dem
frittierten Entenfleisch auf die Wärmeplatten und es wurde eine große
Schale dazu gereicht, die in Soße versunkenes Gemüse, bzw. bei der süß
sauren Variante, das Ananas enthielt. Das vierte Gericht war
Hühnerfleisch mit Cashewkernen, die sehr schön frisch schmeckten und
Bambus in leichter unauffälliger Soße.
Die Dessertangebote sind auch in diesem Lokal so anspruchslos wie in
fast allen chinesischen Restaurants bis auf die Tatsache, dass ein paar
der Dim sums hier nochmals auftauchen, wie z.B. der
Wasserkastanienkuchen.
Da es auch ein paar Tische gibt, an denen man zur Kirchenallee
rausschauen kann, was in Anbetracht der düsteren Möblierung und
Gestaltung der Wände eine angenehme Alternative wäre, wurde am Ende
erfragt, ob man solch einen Tisch reservieren könne. Das wurde zwar
bejaht, aber mit der Bedingung verknüpft, für mindestens 5 Personen
zu reservieren.
Sicherlich tut man dem Dim sum Haus Unrecht, wenn man von weiteren
Besuchen abrät, denn die Speisen, insbesondere die Dim sums wirkten
tadellos in der Zubereitung und machten Lust auf mehr. Aber solch ein
Restaurant kann sich nicht ausschließlich auf eine gute Küche verlassen.
Das Drumherum muss auch stimmen.
genussanwältin
Dim sum Haus
Kirchenallee 37
20099 Hamburg
Telefon: 040 280 23 12