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Restaurantkritiken für Hamburg und die
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Ostseelounge (Dierhagen/Fischland)
In dieser einsamen Gegend zwischen Ostsee und Bodden hätten wir kein besterntes Restaurant erwartet. Dabei ist der Standort eines solchen Gourmettempels wirklich einerlei - die Ostseelounge lebt sicher nicht von Laufkundschaft und außer uns schienen nur Hotelgäste nach Gaumenverwöhnung zu dürsten.
Der Steinbutt war über jeden Zweifel erhaben: Zart, saftig, lauwarm und gewürzt mit frischem Pfeffer - so speist man im Paradies! Erfrischend dazu der Selleriesalat, wunderbar fein und würzig die Hollandaise. Letztere zeigte allerdings eine Schwere, wie sie auch schon die zum Brot gereichte Basilikumbutter mitbrachte und wie sie eigentlich seit dem Ende der sechziger Jahre des vergangenen Säkulums in Vergessenheit geraten sein sollte. Geschmackssache, aber aus unserer Sicht zogen sich Schwerpunkte dieser Art leider fast durchs gesamte Menü. Würzig und feinsinnig aromatisiert, aber einfach zu massiv.
Netterweise gab es für meine Mitesserin, die sich dem Steinbutt abgeneigt zeigte, einen bunten Teller, quasi das Ganze ohne den Fisch.
Was danach folgte, war eine nicht wie üblich gebratene, sondern nur sanft pochierte Jacobsmuschel, der der knusprige Hühnchenflügel als Gegenpart bestens bekam:
Leider landete das Ganze dann genau so fettig und tranig im Mund wie
eingangs befürchtet, da rettete auch die einwandfreie Fischqualität
nichts. Experiment gescheitert, dennoch Hut ab für den Versuch!
Basilikumeis erfrischte als Nachtisch neben eingelegter Mango, der Teller nannte sich "Ostseestern". Ein hübscher Seestern fand sich auch auf dem Teller und bestand aus Safraneis, erschlug aber mit seiner sämigen Wuchtigkeit und enttäuschte durch nur schwaches Aroma:
Der abendliche Ausblick im September 2015:
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Wir begannen den Abend im September 2016 stilvoll auf der weiträumigen Terasse, jeder mit einem Glas spritzigen Blanc de Noir (je 14,- €) in der Hand - serviert von bemerkenswert freundlichen jungen Damen, die uns dann den ganzen Abend über sehr engagiert und kundig begleiteten.
Das gesamte Menü, kundenfreundlich kalkuliert, konnte nichts anderes
tun, als den Gourmet glücklich machen. Allerdings haben wir nach der
unschönen Lachs-Erfahrung ( mit Schmalz) im Vorjahr (dieses Jahr mit
Erbsencrema) den Färöerlachs einfach ausgelassen, so dass das Glück
wirklich vollkommen war.
Wunderbar erfrischend und leicht, kam dann 'Allerlei Schafskäse' daher, ein bunter Teller mit köstlichem Käse in einer ungewöhnlichen, aber hervorragend abgestimmten Melonenvinaigrette mit 'Knäckebrot':
Der Nachtisch "Coco Lounge" erwies sich als eine Art dekonstruierter Piña Colada, die Geschmackskomponenten des Cocktails lagen einzeln auf dem Teller: geeiste Kokosmilch, Rum, Erdnusskaramell, Ananas. Nicht schlecht, aber als Komposition letztlich wenig überzeugend, weil die Aromen keine Verbindung miteinander eingingen - ich würde doch lieber den Drink nehmen.
Ein gelungenes Getränk gehörte tatsächlich zu diesem Gang, ein
erfrischend würziger Matcha Eistee, Kafir & Rosmarin. Davon hätte ich
gern noch einen Liter mitgenommen, hatte aber die Tupperdose vergessen.
So zufrieden und gesättigt wir waren - das Haus ließ es sich nicht nehmen, uns einen abschließenden Küchengruß mit ausgefallenen Leckereien auf den Tisch zu stellen:
Die Menükarte:
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In den vergangenen Jahren hatten
wir den Eindruck, dass es für die Küche erhebliche Klimmzüge bedeutete,
ihr Niveau (1 Michelinstern) zu erreichen und zu halten - das hat sich
inzwischen geändert zugunsten einer großen Souveränität, die eingezogen
ist. Damit meinen wir keine überzogene Lässigkeit, sondern das Besinnen
auf die eigenen Stärken und den Verzicht darauf, jeden Gast mit jedem
Teller auf jeden Fall glücklich machen zu wollen.
Ein bunter Gruß aus der Küche
Roh marinierter Zander
Hecht
Pulpo
Ferkel-Dim-Sum
Lamm
Tarte und Käse
Nachtisch
petit fours
Ostseelounge |
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