Calla im Steigenberger, seit 2012 'Gourfleets' (geschlossen)
		
		 
		 
		Nur Positives zu berichten gibt es über das Restaurant 
		'Calla' im Steigenberger-Hotel. Hier wird euro-asiatisch gekocht, 
		allerdings nicht als billiger Modegag, Alfred Schreiber kann das 
		wirklich gut und unaufdringlich. Alle Gerichte sind exakt so, wie sie 
		sein sollten, nur eine Spur raffinierter. Ich habe jetzt einmal dieses 
		Menü versucht:
		
		Savarin von grünem Spargel mit Thunfischtatar, Tomantegelee und 
		Sishimi Tagarashi 
		
		Zanderfilet im Karottensaft mit Kwan Tung, Curryöl, knuspriger Lauch 
		
		Kalbsrücken mit Cashnewnusskruste, Petersilienpüree, Pfifferlinge, 
		Mirinjus mit rotem Chinaessig 
		
		Ziegenfrischkäseterrine mit Aprikosen, Limonen-Szechuanpfeffersorbet, 
		Erdbeer-Ingwersüppchen 
		Kostete im Rahmen des 'Hamburger Schlemmersommers 2006' 
		59,- Euro für zwei (!) Personen - angemessen.
		Es fällt mir angesichts immer gleichmäßig hoher Qualität schwer, 
		Einzelheiten hervorzuheben, aber der Kalbsrücken war einfach perfekt. 
		Thunfischtatar schmeckte nicht so speziell, dafür erwies sich das 
		Zanderfilet als Traum - auch wenn der Lauch dazu leider nicht knusprig, 
		sondern labbrig kam. Dieser Ziegenfrischkäse zum Nachtisch ist zwar 
		gerade furchtbar 'in', schmeckte aber wegen der originellen Beigaben 
		trotzdem toll.
		Das Personal ist freundlich und versiert, ich fühle mich - obschon 
		Hotelrestaurant in zurückhaltend hanseatischem Design - immer sehr wohl 
		dort und genieße den Fleet-Blick. An der Weinauswahl gibt es nichts zu 
		bekritteln und der Kellner weiß, was zum Essen passt. Später am Abend 
		kann es sehr stimmungsvoll werden, dann ist der Pianist aus der Bar oben 
		zu hören - dort sitzt man überhaupt nett bei einem Kaffee. Insgesamt: 
		Daumen hoch!
		Auch nach der Renovierung im Sommer 2009 wird 
		noch immer hochklassig gekocht, allerdings fand ich, dass der bisher so 
		geniale asiatische Einschlag, das Markenzeichen dieser Küche, fehlte.
		
		
		
		
		 
		Wenn der Weinhändler
		
		Rindchen zu einem 
		weinbegleiteten Menü ruft, ist man 
		in den meisten Fällen gut beraten, diesem Ruf zu folgen:
		
		
		 
		Das Menü begann mit einem Zweierlei von der Wachtel: 
		Roulade auf 
		Apfel-Linsensalat und Consommé mit Rote-Bete-Espuma, eine nette 
		Eröffnung, wenngleich Linsen nichts in der feinen Küche zu suchen haben,
		
		mögen sie auch noch so angesagt sein. Dafür entschädigte ein intensives
		
		Wachtelaroma, sowohl bei der Roulade als auch in der kräftigen, leicht
		
		aufgeschäumten Suppe. Der Riesling machte sich ganz gut dazu, eine sehr
		
		fruchtbetonte Spätlese von der Mosel.
		
		
		 
		Die Hamburger Edelfischterrine mit zweierlei Kaviar, 
		Vinaigrette von 
		Schnippelbohnen überzeugte vor allem dadurch, dass sie nicht feige jedes
		
		Fischaroma vermied, sondern dem Geschmack von geräucherter Forelle und
		
		Lachs den gebührenden Raum ließ. Eine runde Sache, die noch runder 
		gewesen wäre, hätte man sie grätenfrei serviert. Dazu wurde von 
		freundlichen 
		jungen Damen ein trockener 2009er Weißburgunder serviert, ein höchst 
		charaktervoller Wein und netterweise großzügig nachgeschenkt.
		
		
		 
		Es folgte ein auf den Punkt gebratener, sehr saftiger 
		Skrei (ein 
		Winter-Kabeljau aus Norwegen) samt Crostini von Meeresfrüchten auf 
		Topinambur-Spinat und Brandade-Kartoffel-Püree. Was der Fisch an Genuß
		
		bot, machten leider die Beilagen großenteils zunichte, allein der Spinat
		
		hinterließ einen positiven Eindruck. Ein abgeschlafftes Röhrchen, das
		
		Krabbengeschmack allenfalls erahnen lässt, verdient nicht den Namen 
		Crostini 
		und Kartoffelpüree sollte wirklich nicht fischig schmecken. 
		Grauburgunder gehört allgemein nicht zu den besonders ausdrucksstarken
		
		Weinen, die hier auf den Tisch gebrachte 2009er Spätlese vom Weingut Fogt in 
		Rheinhessen war nicht mehr als geschmacksfreies Alkoholwasser.
		
		
		 
		Glanzlicht des Abends: Hirschkalbsrücken im getrüffelten 
		Wirsingmantel, 
		Petersilienwurzel, gebratener Brezelpudding, Glühweinpfefferjus. Das 
		Fleisch 
		gleichmäßig rosa, wunderbar zart, dabei nicht zu milde, mit nur 
		angedeutetem 
		Wildaroma - ganz große Küche! Einen hervorragenden Kontrast bildete das
		
		Hagelsalz im Wirsingmantel, vom Jus hätte es ruhig ein wenig mehr sein
		
		dürfen. Gut ausgewählt dazu der 2005er Iporos Reserva aus dem Rioja, ein
		
		kraftvoller und zugleich samtig-dunkler Tropfen.
		
		
		 
		Die Mousse von Valrhônaschokolade und Olivenöl mit 
		Karamellgelee kam 
		leicht und lecker daher, hatte aber nichts Überraschendes zu bieten. 
		Anders 
		das Amarenakirscheis, das durch extrem zurückgenommenen 
		Kirschgeschmack punktete. Kirschen spielen sich gern säuerlich in den
		
		Vordergrund, hier blieben sie als schmelzende kleine Brise in der 
		zweiten 
		Reihe - sicher das beste Kirscheis weit und breit! Einfach großartig 
		paßte 
		dazu der 2006er Banyuls Rimage "Mas Cornet" Abbé Rous, Banyul, der sich
		
		zunächst im Mund vom Eis kaum unterschied, so ähnlich war das Aroma, so
		
		hintergründig die Süße. Eis und Wein als geschmackliche Einheit.
		
		
		 
		Mittlerweile hat sich herumgesprochen, dass im Calla gut 
		gekocht und fix 
		serviert wird; So waren sämtliche Tische besetzt. Gerade bei den 
		Rindchenmenüs empfiehlt sich eine sehr, sehr zeitige Reservierung.
		
		
		 
		Calla im Steigenberger 
		Hotel Hamburg 
		Heiligengeistbrücke 4   
		
		 
		Aus dem Calla wurde mittlerweile das 'Gourfleets', 
		ein interessanter Bericht dazu findet sich auf diesem Blog:
		
		
		http://www.troisetoiles.de/2012/05/24/fleets-menue-in-sechs-gang/
		
		Auch das Gourfleets ist mittlerweile 
		geschlossen!